Lupus-Erythematodes-Selbsthilfegruppe Darmstadt



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Rollstuhlgerechte Innenstadt - eine Aktion der SaMSson-Gruppe Bad Homburg


Anstrengendes Shopping in Bad Homburgs Innenstadt

Der Kurhausvorplatz ist für Ramona Hemsath und Toni Tischlik steil wie ein Berg. Sie haben nicht die Kraft, alleine im Rollstuhl bis zum Kurhaus-Eingang hochzufahren. Ihre Selbsthilfegruppe setzt sich bei der Stadt dafür ein, dass solche Hürden verschwinden.

Foto: R. Hoyer
(Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung)



"Im Kurhaus bräuchten Rollstuhlfahrer Flügel. Die MS-Selbsthilfegruppe Samson hat Bad Homburg getestet und stieß auf unüberwindliche Hürden und Barrieren."

Artikel von Barbara Haas in der Frankfurter Rundschau vom 24.5.2002

Hohe Bordsteinkanten, schwere Türen, Stolpersteine - die Kurstadt stellt Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte stellenweise vor unüberwindliche Hindernisse. Die Bad Homburger Selbsthilfegruppe Samson hat Hürden und Barrieren untersucht und will mit dem Oberbürgermeister über Verbesserungen sprechen.

Der Kurhausvorplatz ist für Ramona Hemsath ein unüberwindlicher Berg. Ohne fremde Hilfe schafft sie die Steigung im Rollstuhl nicht. Als sportliche Rollstuhlfahrerin mit Kraft in den Armen hätte sie bergauf wenig Schwierigkeiten. Doch ihre Arme sind oft bleischwer, die Krankheit Multiple Sklerose (MS) nimmt ihr die Kraft. Auch für Mitglieder der MS-Selbsthilfegruppe Samson, die zu Fuß gehen können, sind Ausflüge in der Kurstadt beschwerlich. Stufen hindern die Gebehinderten daran, Gebäude zu betreten. Grobes Pflaster am Finanzamt und Teppiche in Ladeneingängen werden zu Stolperfallen. Im Kurpark stören gepflasterte Querrinnen in den Wegen. "Entweder man ignoriert es oder versucht, mit entsprechenden Leuten bei der Stadt Kontakt aufzunehmen", sagt Hemsath.

Die Gruppe Samson, die sich vergangenes Jahr gründete und etwa 30 Mitglieder zählt, entschloss sich, mit Oberbürgermeister Reinhard A. Wolters (CDU) und Bau-Stadtrat Michael Korwisi (Bündnis 90/Grüne) zu reden. Die Behinderten wollten ihnen vortragen, wo sie in Bad Homburg auf Hindernisse gestoßen sind. Bei einem Rollstuhl-Spaziergang durch die Louisenstraße sollen die Politiker sich davon ein Bild machen.

Hemsath und Toni Tischlik haben im Rollstuhl Parkhäuser, Behindertenparkplätze, Straßen und Plätze untersucht. Ein Stadtführer für Behinderte, den die Stadt 2001 herausgegeben hat, weist zwar auf Parkplätze, Zugangsmöglichkeiten und Toiletten für Behinderte hin. Doch die Suche nach dem Behinderten-WC im Kurhaus gestaltet sich wie eine Schnitzeljagd. Kein Symbol weist auf das Behinderten-WC hin. "Man muss dem Schild zur öffentlichen Toilette folgen", weiß Hemsath jetzt. Hat sie diese im Parkhaus gefunden, sieht sie an der Tür ein Schild mit dem Hinweis, dass Rollstuhlfahrer den Toiletten-Schlüssel beim Pförtner zwei Etagen höher bekommen. Das WC für sie befindet sich schließlich in der Theatergarderobe in der Ladengalerie ein Stockwerk darunter. Dorthin fährt allerdings nur einer von zwei Aufzügen, steigt sie aus dem anderen aus, steht sie vor Treppen. "Darüber hat sich einfach niemand Gedanken gemacht", bedauert eine Frau aus der Gruppe.

Nicht zu Ende gedacht haben Planer auch bei den Parkplätzen am Rathaus. Vor dem Gebäude gibt es keine Stellplätze für Behinderte. Gegenüber ist die Bordsteinkante an den zwei Behindertenparkplätzen so hoch, dass Rollstuhlfahrer nicht über die Straße kommen. Um die Türen der Parkhaus-Tiefgarage zu öffnen, haben sie Hemsath zufolge "richtig Arbeit". Die Wege im Rathaus können sie nach Auskunft von Pressesprecherin Roswitha Hoflender allerdings abkürzen: Behinderte können die Bediensteten zu sich in den Stadtladen bitten und sich dort auch in einem getrennten Zimmer beraten lassen.

(Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung.)


Aus der Sicht von Rollstuhlfahrern lernte Bad Homburgs Oberbürgermeister Reinhard Wolters Barrieren in der Fußgängerzone kennen. Initiiert und organisiert hat die Demonstration die Gruppe Samson mit ihrer Sprecherin Ramona Hemsath (rechts neben Wolters)

Aus der Sicht von Rollstuhlfahrern lernte Bad Homburgs Oberbürgermeister Reinhard Wolters Barrieren in der Fußgängerzone kennen. Initiiert und organisiert hat die Demonstration die Gruppe Samson mit ihrer Sprecherin Ramona Hemsath (rechts neben Wolters)

Foto: R. Hoyer
(Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung)



Mobil im Rollstuhl in Bad Homburg - Überlegungen, Gedanken, Erfahrungen von Rollstuhlfahrern und Gehbehinderten

Von Ramona Hemsath, Toni Tischlik, MS-Gruppe SaMSon, Hessenring 96 B, 61348 Bad Homburg

Es gibt viel zu tun, packen wir es an!

Irgendjemand muss den Anfang machen, so hat es sich die Gruppenleitung der MS-Gruppe SaMSson zur Aufgabe gemacht, die Stadt Bad Homburg für Rolli-Fahrer, für Gehbehinderte, aber natürlich auch für Sehbehinderte, Kinderwagen und unsere vielen Kurgäste barrierefrei zu schaffen.

Mit dieser "Rolli-Aktion" soll auch die Bevölkerung sensibel gemacht werden, die Probleme und Wünsche der Behinderten zu erkennen. Auch kann gelernt werden, mit Behinderten ohne Ängste umzugehen.

Vieles hat sich während unserer Vorbereitungsphase schon sehr rasch positiv verändert. Wir geben Anregungen und freuen uns, wenn wir sehen, dass diese in einer gewissen Zeit auch umgesetzt werden.

Auch sollte es selbstverständlich sein, bei Neubauvorhaben und/oder Umbauten zur Planung Rollstuhlfahrer hinzuzuziehen.

Dass unsere Fußgängerzone eine Steigung hat, dagegen kann keiner etwas unternehmen. Jedoch ist es sicherlich für viele hilfreich, wenn hier ein Pendelbus eingesetzt werden kann, der vielleicht zu Spitzenzeiten vom Rathaus bis zum Marktplatz fährt. Gleichzeitig könnten hiermit auch die Kurkliniken mit intergriert werden in einem zusätzlichen Rundkurs.

Jeder unserer Mitbürger kann selbst sofort anfangen, etwas zu tun. Auf einem Behinderten-Prakplatz darf und soll nicht "mal kurz" gehalten und geparkt werden. Diese sind wirklich nur für die Behinderten bestimmt, welche einen entsprechenden Parkausweis besitzen! Es sind zwar nur ein paar Euro, die das kostet, aber für den Behinderten problematisch, wenn dort ein Fremdparker steht. Die Ordnungspolizei hat hier die Aufgabe, generell und konsequent durchzugreifen und abschleppen zu lassen!

So gibt es noch viele Punkte in unserer Stadt Bad Homburg, welche mit neuen Blicken gesehen werden können. Ob es nun das Kurhaus, Finanzamt, Amtsgericht, Landratsamt, Bahnhof oder das Rathaus ist, überall sollte jeder versuchen, mit den Augen eines Rollstuhlfahrers oder Gebehinderten ein neues Gefühl für behinderte Mitbürger zu bekommen.

Wir finden es wunderbar, dass sich Herr Oberbürgermeister R. Wolters ebenso wie einige weitere Politiker in den Rollstuhl setzten, um aus dieser Perspektive sich die Situation der Louisenstraße anzuschauen. Ein herzliches Dankeschön!

Wir haben vor, in einem Vierteljahr unsere Verbesserungsvorschläge nochmals zu überprüfen, was schon an Veränderungen erfolgt ist und welche Änderungen noch erfolgen müssen.

Unsere Vorschläge im Einzelnen:


Weitere Behindertenparkplätze

Vor dem Rathaus: Zur Zeit dürfen dort nur Zweiradfahrer parken.

Schwedenpfad vor dem KIS: von dort rascher Zugang möglich zum Kurhaus.

Thomasstrasse in der Ladezone: kurzer Zugang zur Louisenstraße.

Löwengasse am Marktplatz: Hier gab es zwei Behinderten-Parkplätze, diese wurden entfernt.

Am Waisenhausplatz: auch hier rascher Zugang zur Louisenstraße.

Louisenstraße bei der Deutschen Bank: vielleicht ist bei den Umbaumaßnahmen noch Platz?

Ludwig-Erhard-Anlage vor Landratsamt, Schilderladen...


Verbesserungen bei bestehenden Behinderten-Parkplätzen

Promenade/Ludwigstraße: zu hoher Bordstein.

Ferdinandstraße/Louisenstraße: zu hoher Bordstein.

Hauptpostamt: zu schräg, Verkehrsschild ist im Weg.


Bordstein-Absenkungen

Die Inseln der Bushaltestelle am Bahnhof.

Am Kreiskrankenhaus von der Jakobistraße aus.

Bitte bei zukünftigen Straßenarbeiten immer und rechtzeitig an genügend stark abgesenkte Bordsteine denken!


Parkhaus-Situation

Parkhaus Louisenarkaden: Bitte die Behinderten-Parkplätze am Anfang des Parkhauses einrichten!

Parkhaus Woolworth: Hier gibt es nur Treppen vom Parkhaus zum Fahrstuhl. Bestehen vielleicht Veränderungsmöglichkeiten?

Parkhaus Schlossplatz: Der Weg von hier aus zur Stadt ist für viele zu anstrengend.

Parkhaus am Seedammbad: Nur Treppen führen direkt zum Bad!

Parkhaus Rathaus: Wird umgebaut und ist dann hoffentlich behindertenfreundlich!


Behinderten-WC's

Marktplatz: Unhygienisch, ungepflegt, anscheinend häufig ein Abstellraum für wen auch immer!?

Kurhaus: Es müssen viel mehr Hinweissschilder vorhanden sein. Wer etwas dort zu erledigen hat, sollte für den Weg allein innerhalb des Kurhauses viel Zeit einplanen! Hier sollte am besten ein weiteres Behinderten-WC gebaut werden - aber bitte nicht in der Garderobe des Theaters!

Rathaus: Hier müssen die Bedürfnisse den Öffnungszeiten des Stadtladens angepasst werden! Auch hier wäre eine Toilette nötig, die zu jeder Zeit erreichbar ist.

Gonzenheim: Ebenso auch hier mehr Pflege nötig!

Kreiskrankenhaus: Im Erdgeschoss gibt es zwei Behinderten-WC's. Eines wurde vor kurzem auf unsere Anregung hin komplett umgebaut. Hier entstand ein wirklich absolutes Top-Behinderten-WC mit viel Platz, bester Ausstattung, alles sehr gut geplant! Ein Vorzeige-Objekt!


Weitere Gebäude, Straßen und Wege:

Louisenstraße: Generell sollte diese ohne Probleme mit dem Rollstuhl befahrbar sein. Bitte beim Umbau wesentlich mehr Bänke hinstellen!

Altstadt: Die Geschwindigkeits-Stopper könnten so verändert werden, dass jeder mit Rollstuhl oder Kinderwagen ohne Schlangenlinien durchfahren kann.

Landgrafenschloss: Den Zugang von der Dorotheenstraße mit einer Rampe versehen und dann im Hof nochmals eine, so könnte jeder sich viel Kopfsteinpflaster sparen!

Kurpark-Wege: Hier gibt es Regenabfluss-Schienen, die für jeden zu Stolperfallen werden können. Rolli-Fahrer und Kinderwagen haben es besonders schwer.

Spielbank: Im Zuge der Umbauarbeiten wird endlich an die Rolli-Fahrer gedacht. Bitte aber auch hier rechtzeitig einen Rolli-Fahrer mit in die Planungsphase einbeziehen!


(Diese Seite wurde am 17.2.2024 aktualisiert.)


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