Lupus-Erythematodes-Selbsthilfegruppe Darmstadt



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Lodotra® - Ein neues Medikament in der Lupus-Behandlung


Dorothea Maxin
Dorothea Maxin
*1960

Bericht einer Betroffenen

Seit 15.4.09 ist in Deutschland ein Prednisonpräparat mit verzögerter Wirkstofffreisetzung auf dem Markt: Lodotra®. Der Name steht für "Low-dose-therapy in RA" (RA = rheumatoide Arthritis). Es wird abends eingenommen und setzt nach vier Stunden in der Nacht den Wirkstoff Prednison frei. Ich nehme es seit Anfang Mai 2009 ein und habe bei mir eine völlig unverhoffte positive Wirkung festgestellt.

Vorgeschichte:

Seit 1995 bekomme ich wegen eines systemischen Lupus erythematodes mit Sjögren-Syndrom durchgehend eine rheumatologische Basistherapie mit Kortison in Form von Prednison (Decortin®) in einer Dosis von in den letzten Jahren 10 mg/Tag. Dazu bekam ich längere Zeit eine immunsuppressive Basistherapie mit Azathioprin und Resochin/Quensyl®, die ich nach Jahren der Einnahme (AZA etwa drei Jahre, Resochin/Quensyl insgesamt knapp 20 Jahre) wegen Nebenwirkungen absetzen musste. Weitere Basismedikamente wurden mir von 2001 bis 2010 nicht angeboten. Bis jetzt erfüllte SLICC-Kriterien für die Lupus-Diagnose: ANA, ds-DNS-AK, Sm-AK, Leukopenie, Proteinurie > 500 mg/Tag, Schmetterlingserythem, Aphthen, Arthralgien, Sonnenlichtempfindlichkeit, außerdem Raynaud-Syndrom und bei jeder Kontrolle (hoch) positive SS-A/Ro-AK von bis zu 1 : 102.400. Ich habe einen langsam-schleichenden Verlauf, nie akute Schübe, in den letzten 30 Jahren nur ein einziges Mal bei einer schweren Infektion eine erhöhte Blutsenkung und praktisch nie Fieber. Die Lichtempfindlichkeit bezieht sich nicht allein auf die Haut, sondern macht sich in einer generellen Verschlechterung des Allgemeinbefindes im Sommer mit Symptomen wie Abgeschlagenheit, Übelkeit, Durchfall und Gelenkschmerzen bemerkbar. Erkrankungsbeginn mit 25 Jahren (1985), Kollagenose-Diagnose zehn Jahre später (1995). Weitere Informationen über die Laborwerte und Medikation s. unten.

Seit Absetzen des Immunsuppressivums (Azathioprin) im Jahr 2001 und Reduktion der übrigen Medikamente (Antimalariamittel Resochin®/Quensyl® und Kortison [Decortin®]) erhöhte sich mein täglicher Schlafbedarf von 8 bis 9 auf 10 bis 11 Stunden. Gleichzeitig verschob sich allmählich das Aufstehen von morgens 8.00 bis 9.30 Uhr auf ca. 11.00 Uhr oder sogar noch später. Wenn ich 10 bis 11 Stunden schlafen und morgens gegen 11.00 Uhr aufstehen konnte, war ich fit und den ganzen Rest des Tages bis zum späten Abend nicht müde. Zwang ich mich jedoch wegen Terminen, früh (z. B. gegen 7.00 oder 8.00 Uhr) aufzustehen, war ich völlig benommen, schwindelig, schlagkaputt, litt unter wechselnden Gliederschmerzen im ganzen Körper, hatte motorische Koordinationsprobleme, konnte mich kaum konzentrieren und kämpfte gegen eine lähmende Müdigkeit an, wegen der ich mich spätestens gegen 12.00 Uhr, oder wenn es nicht möglich war, nachmittags wieder hinlegen musste. Von einmal frühmorgendlichem Aufstehen, z. B. wenn ich morgens arbeitete, musste ich mich in der Regel mehrere Tage erholen. Das bedeutete, "Nachschlafen" des frühen Aufstehens, eine Verstärkung der Gliederschmerzen und ein allgemeiner Leistungsabfall für zwei bis drei Tage. Mehrere Tage hintereinander früh aufstehen und morgens arbeiten war mir seit vielen Jahren nicht mehr möglich.

Da ich vor der Kortisoneinnahme etwas essen muss, weil ich sonst Magenbeschwerden bekomme, gingen zusammen mit dem Wieder-Einschlafen morgens 1/2 bis 1 1/2 Stunden Zeit verloren. Es konnte durchaus vorkommen, dass ich nach der Kortisoneinnahme, obwohl völlig erschöpft, nicht wieder schnell einschlafen konnte. Anmerken möchte ich, dass ich wegen einer Refluxösophagitis nach der Kortisoneinnahme den Oberkörper hochlagern muss, da ich sonst Magenbeschwerden bekomme, und das Schlafen dann nicht wirklich bequem ist.
Auch früher Schlafengehen brachte keinerlei Verringerung des täglichen Schlafbedarfs und nur eine unwesentliche Verschiebung des Aufstehzeitpunkts nach morgens hin. Es war offensichtlich für mich notwendig, nach der morgendlichen Einnahme des Prednisons gegen 7.30 Uhr noch einmal "auszuschlafen" und Kräfte zu sammeln. Die Wirkung des Kortisons konnte ich jeden Morgen beginnend etwa 1/2 Stunde nach der Einnahme an einer Verringerung der allgemeinen Schmerzen im Körper feststellen. Wegen der Gliederschmerzen, die Nachts sehr heftig sein konnten, lag ich manchmal längere Zeit wach, etwa ab 4.00 Uhr bis morgens.

Die Kortisondosis zu erhöhen, kam nicht in Frage. Auch eine Aufteilung der Kortisondosis in eine Morgen- und eine Abenddosis wollte ich nicht wieder vornehmen, denn das hatte ich lange Jahre praktiziert. Vielmehr war ich froh, die Abenddosis "losgeworden" zu sein. Aus Erfahrung versprach ich mir davon auch keine Reduktion der täglichen Kortison-Gesamtdosis. Meine Arbeitszeiten (Teilzeitstelle, etwa 50 %) konnte ich zum Glück meiner veränderten Leistungsfähigkeit anpassen und verlegte sie überwiegend auf den Nachmittag.

Anmerken möchte ich, dass ich aufgrund der langjährigen Kortisondauertherapie eine Nebennierenrindeninsuffizienz habe. Diese wurde elf Jahre nach Behandlungsbeginn mit Kortison bei dem Versuch, die tägliche Prednisondosis auf bis 6,5 mg Prednison zu reduzieren, festgestellt (bei 6,5 mg Prednison/Tag: Cortisol 2.48 µg/dl [Normbereich 5-25] und ACTH <5.00 pg/ml [Normbereich 5-46]). Die Kortisondosis hatte ich von 10 mg Decortin®/Tag in kleinen Schritten von insgesamt ca. 1 mg/Monat im Lauf von vier Monaten auf 6,5 mg Decortin®/Tag reduziert. Die 1-mg-Tabletten Decortin® teilte ich dabei in kleine Stücke von 0,1 bis 0,2 mg auf, sodass ich die Kortisondosis ganz allmählich im Verlauf eines Monats um etwa 1 mg reduzieren konnte. Eine Reduktion in größeren Schritten von 0,25 oder 0,5 mg Decortin®/Tag klappte nicht. Die Verringerung der Kortisondosis auf 6,5 mg gelang überraschend nach Beginn einer Endometriosebehandlung mit GnRH-Analogon und Tibolon (die Endometriose war nach etwa siebenjährigen Beschwerden zwischenzeitlich erkannt worden). Sie erbrachte bis auf den Nachweis der Nebenniereninsuffizienz eigentlich nichts, denn im Anschluss wurde ein hyperreagibles Bronchialsystem (peak-flow von 50%) und bei einer kontinuierlichen Eiweißausscheidung von etwa 300 bis 400 mg/24 h, mitunter bis 845 mg/24 h, und einer bis auf 65 ml/min/1,73 reduzierten GFR der Verdacht auf eine Nierenbeteiligung des Lupus geäußert. Wegen der sich unter 6,5 mg/d Prednison einstellenden heftigen Erkältungen, Bronchitiden und Mandelentzündungen musste von seiten des Lungenfacharztes die Prednisondosis wieder auf mindestens 10 mg/d erhöht werden.

Insgesamt gesehen ist es mir seit Beginn der Kortisonbehandlung nie auf Dauer gelungen, die tägliche Kortisondosis auf unter 10 mg abzusenken. Stattdessen betrug die Dosis von 1995 an auch unter der Kombinationsbehandlung mit Azathioprin und Antimalariamitteln bis zur Blinddarmoperation im Jahr 2002 etwa 12,5 bis 17,5 mg Prednison täglich. Nach der Blinddarmoperation wegen einer schließlich erkannten chronisch-rezidivierenden Appendizitis gelang es mir innerhalb von drei Monaten, die tägliche Prednisondosis auf 10 mg abzusenken.

Allerdings erhielt ich seit Beginn der Lupustherapie im Jahr 1995 wiederholt von Ärzten die Aufforderung, die Kortisondosis zu verringern, bis auf technische Tipps ohne jegliche Hilfestellung, wie das denn geschehen könne.

Weitere in den vergangenen zehn Jahren diagnostizierte Begleiterkrankungen (Auswahl): intermittierendes Vorhofflimmern, latenter Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie, V. a. Sprue/Zöliakie. Außerdem ist eine IgM-Defektproteinämie bekannt.

Im Jahr 2007 hörte ich von der Entwicklung eines neuartigen Kortisonpräparates, das abends eingenommen wird und nachts seine Wirkung entfaltet. Das erschien mir für mein Krankheitsbild sehr erfolgversprechend. Ich erhoffte mir davon zumindest die Einsparung der Zeit für das morgendliche Aufstehen und wieder Hinlegen. Außerdem wünschte ich mir sehr, wieder einmal morgens ungestört durch Medikamenteneinnahme ausschlafen zu können.

Alsbald sprach ich den internistischen Rheumatologen, bei dem ich in Behandlung war, auf das Präparat an. Leider hielt er nichts davon. Mir erschien es so, als ob manche Rheumatologen noch etwas Zeit brauchten, um sich damit vertraut zu machen. Deswegen fragte ich einen hausärztlich tätigen Internist, der schon vorher im Gespräch gelegentlich eigenständige Konzepte vertreten hatte, ob er mir das Präparat verschreiben würde, wenn es auf den Markt kommt. Er hatte von Lodotra® schon gehört und war sofort damit einverstanden.

Da sich die Zulassung von Lodotra® immer weiter hinauszog, begann ich im Herbst 2008, die tägliche Dosis Decortin® bereits am frühen Morgen ab 5.30 Uhr einzunehmen, wenn ich sowieso auf Toilette ging. Einen noch früheren Zeitpunkt probierte ich nicht aus, weil ich vor Einnahme von Decortin® etwas essen muss und um diese Zeit mein Magen nicht wirklich aufnahmefähig ist. Bereits durch diese Maßnahme konnte ich eine geringfügige Verkürzung des täglichen Schlafbedarfs feststellen.

Nachdem Lodotra® auf den Markt kam, probierte ich es bei einer abendlichen Einnahme gegen 0.00 bis 1.00 Uhr (Sommerzeit) aus. Das ist eine kleine Abweichung vom empfohlenen Einnahmezeitpunkt gegen 22.00 Uhr. Da ich aber von Natur aus ein Nachtmensch bin und nicht gegen 22.00 Uhr Schlafen gehen kann, kommt der spätere Einnahmezeitpunkt meiner zirkadianen Rhythmik sicherlich entgegen. Im Verlauf von einigen Wochen legte ich mich aus Praktikabilitätsgründen auf einen Einnahmezeitpunkt gegen 23.45 Uhr/0.15 Uhr (Sommerzeit) fest und konnte im Vergleich zu dem anfänglich noch späteren Einnahmezeitpunkt keinerlei Unterschiede im Befinden feststellen. Ein kleiner Tipp: Ich nehme die beiden Tabletten Lodotra® 5 mg mit einer kleinen Zeitverschiebung von etwa einer halben Stunde ein. So tritt die Wirkung auch mit kleinem Zeitunterschied ein und nicht so "geballt", mit weniger Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System, was vermutlich dem Schlaf entgegenkommt.


Welche Effekte konnte ich bisher seit Einnahme von Lodotra® an mir beobachten?

- Verringerung der täglichen Schlafdauer um etwa 1 1/2 bis zwei Stunden.

- Verschiebung des Aufstehens von 11.00 bis 12.00 Uhr nach morgens hin, etwa gegen 10.00 Uhr.

- Reduktion der nächtlichen Gliederschmerzen, der Schlaf ist irgendwie "geglättet". Ich bin seither nicht mehr wegen der nächtlichen Schmerzen aufgewacht, sie sind allerdings abgeschwächt noch vorhanden.

- Eine erhebliche Verbesserung der Schlafqualität, häufig ungestörtes Durchschlafen bis Morgens, wieder regelmäßiges Träumen, was vorher schon lange nicht der Fall war.

- Reduktion der morgendlichen Beschwerden wie Gliederschmerzen und geschwollene Hände.

- Weniger Magenbeschwerden.

- Die wechselnden Gliederschmerzen im gesamten Tagesablauf haben sich verringert, sind aber noch vorhanden.

- Weitgehende vormittägliche "Fitness" ab dem Aufstehen, vergleichbar etwa 80 bis 90 Prozent eines "Normalzustandes" (bezogen auf allgemeine Leistungsfähigkeit, Kraftreserven, Konzentrationsvermögen, Gedächtnisleistung, Benommenheit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen usw.).

- Ein insgesamt stabilerer Zustand, der auch durch einmaliges frühes Aufstehen kaum beeinträchtigt wird, fast kein "Nachschlafen" nach Frühaufstehen mehr, keine tagelange Erschöpfung nach frühem Aufstehen, deutlich mehr "Reserven". An mehreren Tagen hintereinander früh aufzustehen und fit zu sein, gelingt mir allerdings immer noch nicht.

- In den ersten zwei bis drei Wochen der Einnahme von Lodotra® morgens und vormittags etwas mehr rötliche Flecken/Schmetterlingserythem im Gesicht und allgemein mehr Muskelschmerzen (letzteres vielleicht durch das täglich etwa zwei Stunden längere Aktivsein).

Veränderung von Schlafdauer und Aufstehzeitpunkten unter der Behandlung mit Lodotra®

Veränderung von Schlafdauer und Aufstehzeitpunkten unter der Behandlung mit Lodotra®


Ganz besonders freue ich mich darüber, die Vormittage wieder zu "haben" in meinem Lebensablauf, die Morgensonne zu sehen, ohne völlig benommen zu sein, und meine Zeit wieder fast wie ein normaler Mensch gestalten zu können. Außerdem habe ich nun schon etliche Tage ausgeschlafen, ohne morgens irgendwelche Medikamente einnehmen zu müssen - ein wahrgewordener Traum!

Sollten die Effekte anhalten, worüber ich mich ganz besonders freuen würde, hätte ich wieder etwa 2 Stunden pro Tag mehr zur Verfügung für die aktive Lebensgestaltung, d. h.
nach 8 Tagen: 16 Stunden (2 x 8 = 1 wiedergewonnener Tag),
nach einem Jahr: 6 ½ Wochen (365 : 8 = 45 Tage) mehr zur freien, aktiven Arbeits- und Lebensplanung!
Um diese Zeit wäre mein Jahr wieder länger, und ich müsste nicht mehr im Bett liegen und diese Zeit verschlafen. Juhu!

Den Pharmakologen-Tüftlern der Firma Merck bin ich wirklich sehr dankbar, dass sie diese den Wirkstoff Prednison vier Stunden schützende Ummantelung der Tabletten zusammengebastelt haben.

(Anmerkung: Diese Seite wurde am 19.5.2009 ins Netz gestellt. Die Effekte haben über fünf Jahre unverändert angehalten. Dann entwickelte sich die Grunderkrankung im Zusammenhang mit neu aufgetretenen Begleiterkrankungen weiter, was den Schlafbedarf wieder ankurbelte.)


Weitere Aspekte:

Wem nützt Lodotra®? Lodotra® wird vermutlich vor allem den Lupus-Betroffenen mit morgendlicher Abgeschlagenheit einen Vorteil bringen. Bei denjenigen Lupus-Betroffenen, die im Lauf des Tages oder am frühen Abend immer müder werden, wird möglicherweise nicht ein ähnlich großer Effekt eintreten.

Bei der Zeitumstellung im Herbst blieb ich bei der bisherigen realen Einnahmezeit. D. h., ich nahm das Kortison während der Winterzeit gegen 22.45 Uhr/23.15 Uhr ein. Beim Versuch, es zu der gleichen Uhrzeit wie vor der Zeitumstellung (d. h. in realer Zeit eine Stunde später) einzunehmen, bekam ich nachts relativ starke Gliederschmerzen und war am nächsten Tag deutlich abgeschlagener. Auch alle weiteren Versuche, die Einnahmezeit um eine Viertel, eine halbe oder eine Dreiviertelstunde hinauszuschieben, scheiterten aus den gleichen Gründen. Insgesamt verbrachte ich etwa sechs Wochen mit Anpassungsversuchen an die Zeitumstellung und bekam währenddessen wieder Fußschmerzen und weitere Gelenkschmerzen, die seit Beginn der Einnahme von Lodotra® nicht mehr aufgetreten waren. Nachdem ich konsequent bei der gleichen realen Einnahmezeit wie vor der Zeitumstellung Sommer-Winterzeit blieb, verschwanden die Fußschmerzen wieder völlig und die verstärkten allgemeinen Gelenkprobleme reduzierten sich wieder auf das vorherige Ausmaß.
Bei der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit bin ich von vorneherein bei der gleichen realen Einnahmezeit geblieben und nehme Lodotra® jetzt wieder gegen 23.45 Uhr und 0.15 Uhr ein. Bis auf die üblichen Probleme bei der Zeitumstellung, wie z. B. einige Tage leichte vorübergehende morgendliche Müdigkeit, habe ich keine Anpassungsschwierigkeiten feststellen können. Mit Decortin® machte mir die Zeitumstellung fast keine Schwierigkeiten. Der Unterschied ergibt sich wahrscheinlich aus dem gezielten Wirkungseintritt und dem besseren "Timing" von Lodotra®.

Reduktion von Lodotra®: Lodotra® gibt es in Tabletten zu 1 mg, 2 mg und 5 mg. Eine Tablettenteilung ist nicht möglich. Für die Kortisonreduktion, die Lupus-Patientinnen ja immer anstreben, schlage ich folgendes Vorgehen vor: Von 10 mg Prednison/Tag ausgehend Aufteilung in 9 mg Lodotra® (abendliche Einnahme) und 1 mg Decortin® oder ein vergleichbares Prednisonpräparat (abendliche Einnahme). Falls das klappt und der darauffolgende Tag damit gut läuft, Reduktion der Abenddosis Decortin® in kleinen Schritten von insgesamt 1 mg/Monat (z. B. 1 mg - 9,875 mg - 9,75 mg - 9,625 mg usw.). Vorschlag an die Pharmaindustrie: Entwicklung von Prednisontabletten à 0,5 mg, sodass sich kleine Dosierungen z. B. durch Vierteilung besser herstellen lassen. Ich gehe davon aus, dass nicht wenige Lupuspatientinnen die tägliche Kortisondosis weiter reduzieren könnten, wenn die Dosisverringerung in kleinen Schritten von 1/2 oder 1/4 mg erfolgen würde.

Auswirkung auf Magenbeschwerden: Unter der Behandlung mit Lodotra® beobachte ich wesentlich geringere Magenbeschwerden als unter der Einnahme von Decortin®. Falls das wirklich auch auf einer lokalen Wirkung von Prednison auf der Magenschleimhaut beruht, die durch die besseren "Verpackung" des Wirkstoffs Prednison bei Lodotra® aufgehoben wird, sollten Kortisonpräparate meines Erachtens generell magenfreundlicher umhüllt werden.

Verordnung für Kassenpatienten: In Deutschland ist Lodotra® gegenwärtig nur für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen. Die Verordnung bei Lupus erythematodes erfolgt also hierzulande Off-label. Obwohl der Wirkstoff Prednison seit den 1950er Jahren das Basispräparat der Lupus-Behandlung darstellt und sich der in den CAPRA-Studien belegte Wirkmechanismus auf den Lupus übertragen lässt, machen die Krankenkassen aufgrund der Sparzwänge im Gesundheitswesen bei der Kostenübernahme Probleme. Lodotra® ist etwas teurer als herkömmliche Prednisontabletten, hat jedoch nur einen Bruchteil der Kosten von Biologicals. Die Verordnung rechtfertigt sich nicht nur durch die Müdigkeits- und Schmerzreduktion und somit deutlichen Gewinn an Lebensqualität, sondern auch durch den Nutzen beim Erhalt der Arbeitsfähigkeit den ganzen Tag über. In Großbritannien, Finnland und Österreich ist Lodotra® zur Behandlung der aktiven Phasen des Lupus erythematodes zugelassen.

Wie sind die Effekte von Lodotra® zu erklären? Es scheint sich der zirkadianen Rhythmik besser anzupassen als ein morgens eingenommenes Prednisonpräparat. Nach meinem jetzigen Eindruck habe ich das Kortison rückblickend 15 Jahre lang mit der morgendlichen Einnahme kurz vor 8 Uhr "falsch" angewendet. Mein Gefühl in den ersten Wochen der Behandlung mit Lodotra® war außerdem, dass ich evtl. etwas mit der Gesamt-Kortisondosis heruntergehen könnte; allerdings kam dann der Sommer mit der allgemeinen sonnenlichtbedingten Verschlechterung meines Zustands dazwischen. Eine Kortisonreduktion ab Herbst habe ich schließlich nicht versucht, weil ich den erreichten relativen stabilen Zustand erst einmal etwas erhalten und nicht durch erneute Experimente gefährden wollte. Bis heute bin ich bei tgl. 10 mg geblieben, evtl. spielt dabei auch die auf Dauer um anderthalb Stunden längere Gesamtaktivität eine Rolle, die evtl. insgesamt mehr Kortison verbraucht und die "Ersparnis" durch Lodotra® aufwiegt.

Die Wirkmechanismen auf die krankheitsbedingte Müdigkeit und Schmerzen müssen sich am frühen Morgen vor 6.00 Uhr abspielen, denn ab ca. 5.30 Uhr wurde von mir Prednison seit Herbst 2008 eingenommen und trotzdem bestand noch unverändert Erschöpfung (Wirkungseintritt bei Einnahme ab 5.30 Uhr nach einer halben Stunde, also ab 6.00 Uhr). Ein Einnahmezeitpunkt zwischen 0.00 und 1.00 Uhr (Sommerzeit, Realzeit 23.00 bis 0.00 Uhr) mit Wirkungseintritt gegen 4.00 - 5.00 Uhr (Sommerzeit, Realzeit 3.00 bis 4.00 Uhr), und nicht wie vorgesehen Einnahme 22.00 Uhr/Wirkung 2.00 Uhr kann offenbar zu den beobachteten Effekten führen.

Meines Erachtens sind die Effekte von Lodotra® nicht nur über die Wirkung auf IL-6 zu erklären, denn sonst müssten Lupus-Betroffene mit vorwiegender Abend-Fatigue auch vergleichbar davon profitieren.

Möglicherweise spielt auch die Nebenniereninsuffizienz eine Rolle, die durch die nächtliche Kortisongabe besser ausgeglichen wird.

Der Körper brauchte auch zwei Tage, um zu "verstehen", dass das Kortison jetzt nachts zur Verfügung steht, denn die ersten beiden Tage nach Beginn der Einnahme von Lodotra® schlief ich wie gewohnt "lange" aus. Ab dem dritten Tag war ich morgens plötzlich "wach". Es wäre sehr interessant, diejenigen Müdigkeitsmechanismen zu erforschen, die Lupuspatienten Nacht für Nacht mit Auswirkungen auf den ganzen Tag das Leben schwer machen. Wichtig wäre, Parameter für Erschöpfung wie Morgenmüdigkeit und Tages-Fatigue sowie Schmerzen bei Lupuspatienten zu vergleichen, die Kortison morgens einnehmen oder unter einer Behandlung mit Lodotra® stehen. Es wäre spannend zu erfahren, welche Prozesse sich im Schlaf-Wach-System dabei verändern (Melatonin...).

Darüber hinaus entfällt natürlich das morgendliche Wachwerden und Aufstehen wegen der Einnahme eines Medikaments, was unweigerlich den Schlaf stört.

Hierzu ein interessanter Artikel vom 30.6.09 in der Beilage der Ärzte Zeitung:
Neuroendokrinoimmunologe: Es gibt eine bislang noch unpublizierte Studie, in der herauskam, dass sich unter der Gabe von Lodotra® die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse), nachts erholt. Wenn sich dieser Befund bewahrheitet, würde quasi jeder RA-Patient von der zeitversetzten Gabe profitieren.

Mail-Anfrage an den Neuroendokrinoimmunologen: Ich bin Lupus-Patientin und nehme seit Anfang Mai Lodotra® ein und bin dadurch von meiner acht- bis neunjährigen "Vielschlafphase" erlöst worden. Statt wie bis Anfang Mai täglich zehn bis elf Stunden Schlaf, benötige ich nur noch acht bis neun Stunden und kann auch endlich wieder früher aufstehen, d. h. muss nicht mehr bis um 11.00 Uhr oder 11.30 Uhr im Bett liegen, sondern kann täglich zwischen 8.00 und 9.30 Uhr aufstehen. Leider fehlt mir bisher die Erklärung dafür. Was genau meinen Sie mit "HPA-Achse erholen"? Das würde mich sehr interessieren.

Antwort Neuroendokrinoimmunologe: Das sind tatsächlich unveröffentlichte Daten, die von einer englischen Gruppe erhoben wurden. Sie zeigen, dass sich die durch die Entzündung gestörte HPA-Achse unter Lodotra® wieder erholt. Wir warten auch auf die Veröffentlichung, aber die englischen Kollegen sind etwas langsam. Erholung bedeutet: Der Körper produziert wohl unter Lodotra® wieder mehr körpereigenes Cortisol in der Nebenniere. Das ist vorteilhaft, weil die Steuerung der Cortisolproduktion den körpereigenen Regulationsmechnismen besser gehorcht. Das kann langfristig auch zu einer generellen Verbesserung der Krankheitsaktivität führen.

Vielleicht ist dazu auch folgender Artikel interessant:
Wider den Jet-lag
Der Wirkstoff Metyrapon beeinflusst die Kortikosteron-Synthese und ermöglicht eine schnellere Anpassung an einen verschobenen Tag-/Nachtrhythmus halb besser bei Ost- als bei Westflügen geeignet ist, konnte die innere Uhr mit Metyrapon in beide Richtungen verstellt werden https://www.mpg.de.


Und wie geht es weiter? Die Wirkung von Lodotra® finde ich nicht nur wegen meiner persönlichen Verbesserung des Gesundheitszustands wichtig, sondern auch wegen der offensichtlich günstigen Effekte gerade beim "Durchschnittslupus" und chronisch-schleichenden Verläufen mit Beschwerden wie Schmerzen, Müdigkeit und vermehrtem Schlafbedürfnis. Dafür werden heute ja kaum oder gar keine neuen Medikamente entwickelt. Generell wird Fatigue von Ärzten als Symptom stark unterbewertet. Vor allem manche Rheumatologen beschönigen heute den Lupus als gut behandelbar. Ziel muss jedoch das Erreichen einer normalen Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit für alle Lupus-Betroffenen sein, nicht nur das Verhindern schwerster Krankheitsverläufe. Davon sind wir Lupus-Betroffenen noch weit entfernt. Gerade die Lupus-Patienten ohne erhöhte Blutsenkung machen ja einen Leidensweg durch, weil ihnen von Ärzten generell die Beschwerden nicht geglaubt werden und nicht nur die Grunderkrankung, sondern auch weitere Organprobleme, Begleit- und Folgeerkrankungen sowie Nebenwirkungen erst sehr verspätet und nur bei gezielter Konsultation entsprechender Fachärzte auf Veranlassung der Patienten selbst erkannt werden. Das Wissen über die chronisch-schleichenden Verläufe des systemischen Lupus erythematodes ist aus meiner Einschätzung der rheumatologischen Fachliteratur seit den 1970er und 1980er Jahren verlorengegangen, als sich die Forschung immer stärker auf die hochauffälligen Laborparameter bei akutem systemischem Lupus konzentrierte. Seither heißt es oft "der Lupus verläuft schubweise", was ganz einfach so nicht zutrifft. Es gibt akut-schubweise und chronisch-schleichende Verlaufsformen und dazwischen alle möglichen Mischformen mit akuten Schüben und subakuter Daueraktivität. Bei chronisch-schleichenden Verläufen sind die Beschwerden bis heute schwer objektivierbar, oft sind keine akut-entzündlichen Organprobleme vorhanden, kein Fieber und keine Schübe und Laborparameter wie BSG und Autoimmunwerte nicht oder nur marginal erhöht. Statt dessen zeigt sich die Erkrankung in einer langsamen, aber stetigen Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands, dem kontinuierlichen Hinzukommen weiterer Beschwerden, einer langsamen Verschlechterung von Organfunktionen, z. B. der Nierenfunktion, und vor allem im Vorliegen von Beschwerden 24 Stunden am Tag - es gibt keine krankheitsfreien Phasen. Ein interessantes Forschungsgebiet! Vielleicht liegt gerade da der Schlüssel zu einer besseren Erkenntnis der pathologischen Mechanismen bei Lupus erythematodes verborgen. Mit Lodotra® ist das erste Mal, seitdem ich meine Lupus-Diagnose erhielt (1995), ein neues Medikament auf den Markt gekommen, das mir hilft. Daher ist es mir wichtig, diese Erfahrung anderen Betroffenen mitzuteilen.

Für mich als Lupus-Patientin mit langsam-schleichendem Verlauf bedeutet das:

- Zu jedem Zeitpunkt meiner Krankengeschichte dachten Ärzte (besonders Hausärzte und Rheumatologen), ich hätte nichts,

- mein kleines und großes Blutbild war bis auf die Leukopenie und eine BSG-Erhöhung jeweils bei einer schweren Infektion im Alter von 27 und 56 Jahren, zu allen Zeitpunkten meiner Krankengeschichte, vor und während der Kortisonbehandlung, unauffällig, trotzdem liegen alle gestellten Diagnosen und Erkrankungen vor,

- sämtliche Diagnosen wurden durch mein eigenes Bemühen und Nachhaken durch Konsultation von Fachärzten gestellt, und

- zu jedem Zeitpunkt meiner Krankengeschichte lagen undiagnostizierte Erkrankungen vor.

- Auch die Wirkung von Lodotra® war nicht vorhersehbar und wurde von manchen Rheumatologen nicht für möglich gehalten.



Eine Forschungsfrage sollte daher lauten: Warum ist bei manchen Lupus-Betroffenen die Blutsenkung nicht erhöht und wie kann die deutliche klinische Aktivität mit Leistungseinschränkung und Gelenkbeschwerden bei diesen Betroffenen besser objektiviert werden?

Möglicherweise sind gerade der "ANA-negative Lupus" und Mischformen zwischen Sjögren und Lupus von diesen Verlaufscharakteristika betroffen. ANA können negativ sein, ANA-Untergruppen jedoch positiv, besonders die SS-A/Ro-AK. Diese Verläufe werden auch in Rheumaambulanzen gerne übersehen, wenn etwa bei negativen ANA keine ANA-Subtypen bestimmt werden (Beispiele von Lupus-Patienten sind bekannt). Eine interessante Studie zum Lupus-Sjögren-Subtyp:
Baer AN, Maynard JW, Shaikh F, Magder LS, Petri M. Secondary Sjogren's syndrome in systemic lupus erythematosus defines a distinct disease subset. J Rheumatol. 2010 Jun;37(6):1143-9 https://www.ncbi.nlm.nih.gov

Frage: Warum entwickelt die Pharmaforschung nicht einen monoklonalen Antikörper gegen das Ro-Antigen? Es findet sich im apoptotischen Material.

Etliche Jahre nach Zulassung von Lodotra® scheint die Pharmaindustrie das Potential der Wirkung auf die Fatigue bei Lupus erkannt zu haben:
Rayos® (in Deutschland: Lodotra®): A Crossover Study to Compare RAYOS to IR Prednisone to Improve Fatigue and Morning Symptoms for SLE (RIFLE) https://clinicaltrials.gov.
Man kann dieser Studie, bei der es um die Objektivierung der guten Effekte von Lodotra®/Rayos® auf die morgendliche Fatigue bei Lupus geht, nur jeden Erfolg wünschen. Letztendlich ist damit auch eine mögliche Zulassung von Lodotra®/Rayos® bei Lupus denkbar. Dadurch würden die lästigen und diskriminierenden Off-label-Anträge für Lupus-Patienten entfallen.


Immunologische Laborwerte und Medikation, Lupus-Patientin mit bis auf zwei Schübe langsam-schleichendem Krankheitsverlauf

Wie die unten stehenden Laborbefunde zeigen, wäre es sinnvoll, die Untersuchungsmethoden und Normbereiche in Deutschland zu vereinheitlichen.

Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


Antikörperwerte


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(Diese Seite wurde am 17.2.2024 aktualisiert.)


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