Lupus-Erythematodes-Selbsthilfegruppe Darmstadt



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Ein Leserbrief an die Zeitung


Schlaganfall ist keine Frage des Alters

- Warnzeichen - Junge Leute sollen Symptome richtig deuten lernen: plötzliche Lähmung, Sprach- und Sehstörungen -

Einen Schlaganfall bekommen doch nur Omas und Opas ? das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. In der Stroke Unit (Schlaganfall-Einheit) der Neurologischen Klinik in Eberstadt waren im vergangenen Jahr 6,5 Prozent der Schlaganfallpatienten unter fünfundvierzig Jahre alt (2000: 3,6 Prozent).

Der Verdacht auf einen Blutpfropfen (Thrombus) im Hirn, der zum Verschluss des Blutdurchflusses, zur Unterversorgung von Hirnregionen und damit zu Ausfallerscheinungen führt, bestätigte sich bei ganz unterschiedlichen Fällen: bei dem jungen Vater, der während einer spielerischen Rauferei mit seinem kleinen Sohn eine Gefäßverletzung am Hals erlitten hatte, bei einer Langstreckenfliegerin und einer Frau, die sich gerade von einem Schönheitschirurgen ihre Stirn mit Eigenfett hatte aufpolstern lassen.

Im Gegensatz zu älteren Menschen, die sich häufig mit Krankheitsbildern beschäftigen, wissen junge Leute die Alarmzeichen selten richtig zu deuten, sagt Professor Detlef Claus, Leiter der Neurologischen Klinik. So wurde eine junge Frau mit Schwindelgefühlen mehrere Tage lang auf einen Magen-Darm-Infekt behandelt, bis endlich die richtige Diagnose gestellt war. Kostbare Zeit ging verloren. Denn die Erfolgschancen sind am höchsten, wenn die Behandlung in der Stroke Unit innerhalb der ersten drei Stunden nach dem Anfall erfolgt.

Im letzten Jahr konnte dieser Zeitkorridor bei 22 Prozent der Schlaganfall-Patienten im Eberstädter Klinikum eingehalten werden, im Jahr 2000 bei 24 Prozent. "Ein gutes Ergebnis", lobt Claus. Doch es müsse noch besser werden.

Drei Ursachen können bei jungen Menschen die folgenschwere arterielle Verschlusskrankheit auslösen:

- Verletzungen an Blutgefäßen. In zehn Prozent der Fälle reißt ? eventuell durch eine Sportverletzung oder durch einen Unfall ? eine Gefäßwand in einem Blutgefäß ein, wölbt sich wie ein Segel vor, führt zur Gefäßverengung und schließlich zum Gefäßverschluss.

- Veränderungen am Herzen. ("offenes ovales Fenster"). Bei etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung gibt es ein Verbindungsloch zwischen der rechten und linken Herzvorkammer, von dem die Betroffenen meist nichts wissen. Ungefiltert kann auf diesem Weg ein Blutgerinnsel über die Venen in den Hirnkreislauf gelangen.

- Erbliche Gerinnungsneigung (Thrombophilie). Sie ist relativ selten. Wer ohne ersichtlichen Grund eine Thrombose (Verstopfung von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel) bekommt, sollte sich auf den "Faktor V Leiden" untersuchen lassen.

Zigaretten, die Pille und Migränemittel sind eine hochgefährliche Kombination, vor der Ärzte immer wieder warnen. Als allgemeine Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, gelten Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck.

Symptome eines Schlaganfalls sind: die plötzliche Lähmung einer Körperhälfte (Arm, Bein, Gesicht), plötzliche schwere Schwindelzustände, Sprachstörungen, Sehstörungen, Verständnisstörungen oder ein ungewohnt heftiger Kopfschmerz. Auch eine unerwartet auftretende Asymmetrie der Pupillen kann auf einen Schlaganfall hindeuten. Dafür gibt es zur Erleichterung der Patienten allerdings oft auch harmlose Erklärungen. Zum Beispiel Reisepflaster, deren Wirkungsmittel aus Versehen, etwa beim Augenreiben, mit der Hand auf das Auge übertragen wurden, oder der Kontakt mit Trompetenblumen oder Tollkirschen.


Artikel von Petra Neumann-Prystaj im Darmstädter Echo vom 20.3.2002



Antiphospholipid

- Schlaganfall -

Zum Beitrag "Schlaganfall ist keine Frage des Alters":
In diesem interessanten Artikel wurden der Schlaganfall und die Stroke-Unit des Klinikums Darmstadt vorgestellt. Bei der Darstellung der Ursachen für die arterielle Verschlusskrankheit junger Menschen wurde ein häufiges, aber unbekanntes Krankheitsbild nicht erwähnt: Das Antiphospholipidsyndrom (APS). Etwa 18 - 46 Prozent der jungen Schlaganfallpatienten weisen so genannte Phospholipid-Antikörper auf. Das APS gehört zu den entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen und kommt häufig zusammen mit "Lupus erythematodes" vor. Die dabei auftretenden Phospholipid-Antikörper führen zu einem gehäuften Auftreten von Thrombosen und Embolien. Auch Fehl- und Frühgeburten sind ein charakteristisches Merkmal dieser Krankheit, von der überwiegend Frauen betroffen sind.

Die Therapie besteht in der Einnahme blutgerinnungshemmender Mittel wie zum Beispiel Aspirin oder Warfarin. Da junge Schlaganfallpatienten mit Phospholipid-Antikörpern ein achtfach erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall haben, ist es auch aus diesem Grund sinnvoll, jeden Schlaganfallpatienten unter 40 Jahren auf Phospholipid-Antikörper hin zu untersuchen. Zudem ließe sich manche Fehl- und Frühgeburt vermeiden, wenn bei jungen Frauen mit entsprechenden Problemen an diese Antikörper gedacht würde.


Leserbrief von Dorothea Maxin im Darmstädter Echo vom 12.4.2002


Der Abdruck beider Artikel erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Die Prozentangaben im Leserbrief beziehen sich auf die Angaben im Artikel "Das Antiphospholipid-Syndrom" von Frau Prof. Gromnica-Ihle, in der Zeitschrift "Aktuelle Rheumatologie" Heft 2, Band 21, März 1996, S. 108


(Diese Seite wurde am 17.2.2024 aktualisiert.)


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