Lupus-Erythematodes-Selbsthilfegruppe Darmstadt



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E-Mail-Anfrage: Kommen meine Durchfälle und Bauchschmerzen vom Sjögren-Syndrom?

17.9.2009

Ich leide am Sjögren-Syndrom und habe die Hoffnung, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen könnten.

Meine Beschwerden sind außer den Typischen, vordergründig quälende Darmprobleme (Durchfälle und Krämpfe). Die meisten Speisen und Getränke bleiben nicht bei mir und gehen sofort wieder durch den Darm ab unter starken Bauchkrämpfen. Darmspiegelungen waren unauffällig und verschiedene Ärzte, darunter auch mein Hausarzt, sind der Meinung, daß diese Beschwerden nichts mit dem Sjögren-Syndrom zu tun hätten. Jetzt war ich zu einer Untersuchung bei meinem Kardiologen, welcher mich bestärkt hat, jetzt endlich etwas zu unternehmen.

Ich bin 71 Jahre alt, sehr zierlich und kann auf gar keinen Fall mehr an Gewicht verlieren, ganz abgesehen von den Schmerzen. Aber was kann ich tun, wenn kein Arzt mir helfen kann oder will. Auch wurde ich schon als Psychopathin abgestempelt, was mir sehr weh tat. Oft bin ich schon am Verzweifeln.


Antwort

18.9.2009

Vielen Dank für Ihre Mail.

"Meine Beschwerden sind außer den Typischen..." Damit sind sicherlich Trockenheitsbeschwerden gemeint, oder auch Gelenkbeschwerden und Müdigkeit? Bekommen Sie denn eine Basistherapie?

"...vordergründig quälende Darmprobleme (Durchfälle und Krämpfe). Die meisten Speisen und Getränke bleiben nicht bei mir..." Sind denn die Beschwerden systematisch abgeklärt worden? Darmspiegelungen stehen bei der Abklärung von Durchfällen nicht an erster Stelle. Mit einer Darmspiegelung werden Probleme im Dickdarm und evtl. terminalem Ileum (unterster Teil des Dünndarms) erkannt, z. B. Polypen, Stenosen oder Divertikulitis. Stenosen und Divertikulitis können auch Durchfälle auslösen. Das wurde bei Ihnen aber wohl ausgeschlossen. In den meisten Fällen liegen chronische Durchfälle im Dünndarm begründet, und den kann man mit einer Darmspiegelung bis auf das terminale Ilerum nicht untersuchen.

Häufigste Ursache von chronischen Durchfällen in Deutschland ist die Laktoseinterolanz (etwa bei 10 % der Bevölkerung). Die Abklärung erfolgt über einen Wasserstoff-Atemtest beim Gastroenterologen. Einfache Sofortmaßnahme, um zu überprüfen, ob man Milch verträgt oder nicht, ist, jegliche Milchprodukte für etwa drei Tage in der Nahrung wegzulassen. Wenn sich die Beschwerden deutlich bessern, ist das ein Hinweis auf eine Laktoseinterolanz.

Weitere nicht sehr seltene Ursache von Durchfällen ist die Fruktoseinteroleranz, ebenfalls über einen Wasserstoff-Atemtest beim Gastroenterologen zuabklären. Oder: In der Ernährung Früchte, Säfte, Obst weglassen, Besserung?

Weitere häufige Ursache für chronische Durchfälle ist die Glutenunverträglichkeit (Sprue/Zöliakie). Die Diagnostik ist schwieriger (Antikörpertest im Blut und Dünndarmbiospie). Weglassen von getreidehaltigen Nahrungsmitteln (Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Dinkel) für zwei Wochen in der Ernährung und deutliche Besserung der Beschwerden gebten einen Hinweis.

Recht häufig unerkannt sind auch chronische Bauchspeicheldrüsenprobleme. Sie treten beim Sjögren-Syndrom gehäuft auf, da die Bauchspeicheldrüse betroffen sein kann. Amylase und Pankreas-Elastase im Blut untersuchen, beim Gastroenterologen vorstellen.

Beim Sjögren-Syndrom scheinen aber auch durch die Trockenheit, die ja auch die schleimproduzierenden Drüsen im Dünndarm betreffen kann, Nahrungsunverträglichkeiten und Durchfälle vermehrt aufzutreten. Dann hilft womöglich eine Stabilisierung der Dünndarmflora, z. B. mit Laktobazillen (z. B. Paidoflor®). Ein Hinweis, dass eine chronische Darmentzündung vorliegt, ist auch, wenn sich die Beschwerden unter Kortisoneinnahme bessern. Leider wissen die meisten Rheumatologe über Darmbeteiligung bei Kollagenosen und Sjögren nur wenig Bescheid. Da muss man die Sache ein bisschen selbst in die Hand nehmen und einfach ausprobieren, was einem hilft.

In seltenen Fällen, die aber vorkommen, kann auch einmal eine chronische Infektion, z. B. mit Salmonellen, Ursache von chronischen Durchfällen sein --> Stuhluntersuchung auf pathogene Keime und wenn positiv, antibiotische Behandlung.

Für die weitergehende Dünndarmdiagnostik kommt noch die Kapsel-Endoskopie in Betracht. Dazu wird eine kleine Videokapsel geschluckt, die bei der Passage durch den menschlichen Körper Aufnahmen macht und nachher wieder ausgeschieden wird. Die Methode ist sehr genau. Muss allerdings selbst bezahlt werden (etwa 600 Euro, Gastroenterologe).

Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne an mich wenden!

Viele Grüße
D. Maxin



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© 2009, Dorothea Maxin, Darmstadt


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(Diese Seite wurde am 17.2.2024 aktualisiert.)


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